Kaum etwas anderes hat so viele Berührungs- und Reibungspunkte mit unserer Haut wie Kleidung. Diese ständige „Tuchfühlung“ kann mitunter zu einer gesundheitlichen Belastung werden. Insbesondere bei Menschen mit empfindlicher Haut provozieren manche Textilien Hautreizungen. Zudem können einige chemische Substanzen, mit denen viele Textilien behandelt werden, allergische Reaktionen auslösen.
Risikofaktoren für eine Hautsensibilisierung durch Kleidung
Individuelle Risikofaktoren
- Trockene, empfindliche Haut
- Neigung zum Schwitzen
- Neigung zu Allergien
- Atopie, atopische Dermatitis
Produktbezogene Risikofaktoren
- Farbstoffe in der Kleidung
- Mangelnde Farbechtheit
- Textilhilfsstoffe
- Eng anliegende Kleidung
Die Freude am neuen Kleidungsstück ist mitunter nicht von langer Dauer. Das neue Hemd, absolut überzeugend in Farbe, Schnitt und Passform, verursacht ein unangenehmes Gefühl auf der Haut, löst Kribbeln und Juckreiz aus. Kein Wunder also, dass es schon bald in der hintersten Ecke des Schrankes landen wird. Hautirritationen und -unverträglichkeiten, die im Zusammenhang mit Textilien stehen, sind keine Seltenheit. Häufig liegt es an der Beschaffenheit der Fasern, beispielsweise der kratzenden Wolle, die auf der Haut zu mechanischen Reizungen führt. Es kann jedoch auch eine echte allergische Reaktion auf die zur Textilveredelung und -färbung eingesetzten Substanzen vorliegen.
Kontaktallergien durch Kleidungsstücke
Die durch Textilien ausgelösten Allergien zählen zu den sogenannten allergischen Kontaktekzemen, bei denen die auslösenden Substanzen über die Haut in den Körper gelangen. Da der allergischen Reaktion immer erst eine Sensibilisierung vorangeht, äußert sich das Ekzem nicht direkt nach dem ersten Hautkontakt. Daher ist es durchaus möglich, dass bestimmte Stoffe zunächst gut toleriert werden, bevor sich eine allergische Reaktion zeigt. Diese äußert sich dann etwa 24 bis 72 Stunden, nachdem die Haut mit der allergenen Substanz in Berührung gekommen ist, in Form eines typischen Ausschlags mit Rötungen, Schwellungen und Bläschen, die platzen und nässen können. Diese Entzündung ist fast immer mit einem starken Juckreiz, Brennen oder Stechen verbunden.
Erfahrungswerte zeigen, dass textilbedingte Kontaktallergien vergleichsweise selten sind. So werden an deutschen Hautkliniken Kontaktallergien lediglich in etwa ein bis zwei Prozent der Fälle Textilien zugeordnet. Dabei sind alle Gruppen von Textilhilfs- und Färbemitteln als Auslöser möglich. Das größte allergene Potenzial besitzen jedoch die eingesetzten Farbstoffe, insbesondere bestimmte Dispersionsfarbstoffe, im Zusammenhang mit hauteng getragenen Kleidungsstücken aus Chemiefasern. Dies liegt daran, dass diese Farben vor allem bei Kunstfasern wie Polyamid oder Polyacryl nicht fest mit der Faser verbunden sind, sondern nur auf der Oberfl äche aufliegen und sich lösen können.
Farbmittel in Textilien
- Auslöser einer textilbedingten Kontaktdermatitis sind in den meisten Fällen die verwendeten Farbmittel, insbesondere Dispersionsfarben. Angeführt wird die Liste allergieauslösender Farbstoffe von: Dispersionsblau, Dispersionsgelb, Dispersionsorange, Dispersionsrot.
Bezüglich der zur Textilveredelung verwendeten Textilhilfsmittel lässt sich nach Aussagen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) das Risiko einer Kontaktallergie nur sehr schwer abschätzen, da hierzu bislang keine genaueren Daten vorliegen. Als gesichert gilt, dass Personen, die unter Hauterkrankungen wie Neurodermitis leiden oder bei denen durch lokale Schädigungen der Haut die Barriere- und Schutzfunktion der Haut gestört ist, ein erhöhtes Risiko haben, eine Kontaktallergie zu entwickeln. Sie sollten deshalb Kleidung mit vielen Farb- und Zusatzstoffen meiden.
Auch auf die Pflege kommt es an
Viele Waschmittelprodukte ent- halten neben waschaktiven Substanzen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe sowie weitere Zusatzstoffe wie zum Beispiel Enzyme zum Entfernen eiweißhaltiger Flecken oder optische Aufheller. Auch nach dem Spülgang verbleiben geringe Mengen dieser Stoffe in den Fasern und können so ebenfalls zu Hautreizungen führen oder, in sehr seltenen Fällen, Auslöser allergischer Reaktionen sein. Einige Hersteller bieten mittlerweile Waschmittel an, die dermatologisch getestet sind und auch Personen mit empfindlicher Haut empfohlen werden können.
Da nach dem Textilkennzeichnungsgesetz zwar Angaben zur Faserzusammensetzung des Produkts gemacht werden müssen, nicht jedoch zu den verwendeten Hilfsmitteln und Farbstoffen, kann sich der Verbraucher nur grob orientieren. Menschen mit empfindlicher und kranker Haut kann deshalb nur generell dazu geraten werden, auf Kleidungsstücke mit dunklen, kräftigen Farben und „hochveredelte“, „knitterfreie“ Materialien zu verzichten.
Hautreizungen durch Kleidung
Nicht jedes Hautjucken oder -brennen ist jedoch eine Allergie und nicht jede Textilunverträglichkeit eine allergische Reaktion auf bestimmte Inhaltsstoffe aus der Kleidung. Kleidungsstücke, die beispielsweise nicht ausreichend luftdurchlässig sind, die einen Hitzestau und vermehrte Schweißbildung hervorrufen, lösen mitunter Hautirritationen aus, die äußerlich kaum von einem allergischen Kontakt ekzem zu unterscheiden sind. Raue Fasern wie beispielsweise grobe Wollstoffe können auf rein mechanischem Weg zu Hautreizungen und -jucken führen.
Besonders anfällig für solche Reaktionen sind auch hier wieder Personen mit empfindlicher und geschädigter Haut. Sie sollten deshalb möglichst keine hautreizenden Textilien direkt auf der Haut tragen. Da die Haut von Babys und Kleinkindern besonders empfindlich ist, muss Babykleidung diesem Anspruch auf jeden Fall genügen.
Empfehlungen zum Kauf und zur Pflege von Textilien
- Kaufen Sie möglichst farbechte Kleidung. Pflegehinweise wie „fade out“ oder „Nur mit gleichen Farben waschen“ weisen darauf hin, dass sich die Farbe auswäscht und sich die Farbstoffe auch während des Tragens leicht lösen und in die Haut gelangen können.
- Meiden Sie Importtextilien (zum Beispiel aus China), da in vielen Ländern gesundheitsbedenkliche Hilfs- und Farbstoffe verwendet werden, die in Deutschland verboten sind.
- Bevorzugen Sie bei Körperwäsche, die direkt auf der Haut liegt (zum Beispiel Unterwäsche, Strümpfe), weiße, helle Farben und Textilien, die die Hautatmung nicht beeinträchtigen.
- Meiden Sie chemisch aufgerüstete Textilien, die „knitterfrei“, „bügelfrei“, „besonders pflegeleicht“ oder „hochveredelt“ sind.
- Neurodermitiker vertragen glatte Textilien, zum Beispiel Baumwolle, am besten. Materialien wie Wolle führen hingegen leicht zu Hautreizungen, Synthetikstoffe können die Hautatmung behindern.
- Vor allem für Kinder werden spezielle Neurodermitis-Anzüge aus ungefärbter Baumwolle angeboten.
- Waschen Sie neue Kleidung vor dem ersten Tragen mindestens ein Mal, um lösliche Farbstoffe und Schadstoffe auszuwaschen.
- Bevorzugen Sie bei empfindlicher oder vorgeschädigter Haut Waschmittelprodukte, die für Allergiker geeignet sind und keine Parfüme enthalten.
- Mit Wäschepflegeprodukten wie etwa Weichspülern können Sie das mechanische Reizpotenzial der Fasern verringern und dadurch insbesondere bei vorgeschädigter und gereizter Haut den Tragekomfort erhöhen.