Warum unsere Kinder mehr davon brauchen
Die Versorgung mit dem lebenswichtigen Vitamin D, auch „Sonnenvitamin“ genannt, ist bei vielen Kindern mangelhaft. Die Ernährungskommission der Fachgesellschaft Deutscher Kinder- und Jugendärzte (DGKJ) hat deshalb ihre bisherigen Empfehlungen ausgeweitet und fordert: In Zukunft sollten nicht nur wie bisher Babys, sondern alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland zusätzliches Vitamin D3 erhalten.
Vitamin D in der Ernährung
„In Deutschland liegt die tägliche Zufuhr an Vitamin D mit der Nahrung zum Teil erheblich unter den empfohlenen Werten“, erklärt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Der Münchner Kinder- und Jugendarzt war an der Entstehung der neuen Empfehlungen maßgeblich beteiligt. Er erklärt, warum es so schwierig ist, die ausreichende Versorgung aus der Nahrung zu sichern: Nennenswerte Mengen des Vitamins finden sich nämlich nur in fettem Seefisch (z. B. Lachs, Hering, Makrele, Lebertran), in Eiern oder Milch. Um den empfohlenen Bedarf an Vitamin D zu decken, müsste man mindestens drei bis vier Fischmahlzeiten pro Woche zu sich nehmen oder mindestens 10 Eier täglich essen.
Babys haben ein besonders hohes Risiko für Vitamin-D-Mangel. Die sonst so wertvolle Muttermilch enthält nämlich nur geringe Mengen an Vitamin D, die für die Versorgung des gestillten Babys nicht ausreichen. Das gilt auch für die Flaschennahrung. Um das Rachitisrisiko weiterhin in Schach zu halten, bekommen heute deshalb fast alle Babys vorsorglich Vitamin-D-Präparate.
Ein wichtiger Vitamin-D-Produzent ist die Sonne. Ihre ultravioletten Strahlen können die in der menschlichen Haut lagernde Vorstufe von Vitamin D aktivieren und in Vitamin D umsetzen. Dieses Vitamin braucht der Körper nicht nur zum Aufbau der Knochen, sondern auch zur Versorgung des Herzmuskels und des Nervensystems mit Kalzium. Das beste Rezept gegen Vitamin-D-Mangel und die Entstehung von Rachitis wäre ein tägliches Sonnenbad. Das ist in unseren Breiten leichter gesagt als getan. In den Wintermonaten November bis Februar ist die UV-B-Strahlung in Nord- und Mitteleuropa im Allgemeinen zu schwach, um eine ausreichende Produktion von Vitamin D im Körper wie gewünscht anzustoßen.
Hinzu kommt eine bedenkliche Veränderung der Lebensumstände und Freizeitgewohnheiten der Kinder. Sie kommen immer seltener an die Sonne!
Nichts wie raus aus der guten Stube!
Die wichtigsten neuen Empfehlungen lauten
- Ab der ersten Lebenswoche bis zum zweiten erlebten Frühsommer (je nach Geburtszeitpunkt also für die Dauer von einem bis anderthalb Jahren) sollten Babys zusätzlich zur Muttermilch oder Säuglingsnahrung Tabletten oder Tropfen mit täglich 400 bis 500 Einheiten Vitamin-D3 erhalten.
- Kinder- und Jugendärzte sollten die Eltern darauf hinweisen, wie sinnvoll der Aufenthalt ihrer Kinder unter freiem Himmel ist, und zwar in Bewegung mindestens eine halbe Stunde am Tag.
- Vom zweiten Jahr an sollten alle Kinder, die nicht genug an die Sonne kommen, eine Vitamin-D-Ergänzung von 400 Einheiten täglich bekommen.
- Zurzeit werden die Kosten für die zusätzlichen Vitamin-D-Gaben nur in den ersten 12 bis 18 Monaten von den Kassen übernommen. Eine Kosten-Nutzen-Analyse der empfohlenen Maßnahmen steht noch aus, sollte aber bald erfolgen.