Wer im Sommer beim Spaziergang an einem Getreidefeld vorbeikommt und prompt mit tränenden Augen und Fließschnupfen reagiert oder nach dem Rasenmähen unter plötzlichen Niesanfällen oder Atemnot leidet, wird fast immer eine Gräserpollenallergie dahinter vermuten. Doch nicht immer sind die Pollen von Gräsern oder Kräutern die Auslöser sommerlicher Allergieattacken. Auch die Sporen einiger Schimmelpilzarten kommen als Ursache in Frage.
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Jeder weiß, wie schnell im Sommer ein Stück Obst verschimmelt. Der weißliche, graue bis grünliche Flaum breitet sich rasant aus und macht die Früchte ungenießbar. Im Obstkorb finden Schimmelpilze auch die idealen Bedingungen vor: Sie brauchen organische Stoffe als Nährboden und ein möglichst feuchtwarmes Klima. In den Sommer- und Herbstmonaten sind diese Wachstumsvoraussetzungen vielerorts auch im Freien gegeben. Und so schießen die Pilze im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden und breiten sich im Wald, auf Feldern und im Garten aus, bevorzugt an angefaulten Pflanzen, feuchtem Laub, Rasen, Kompost und feuchter Blumenerde.
Wenn es schimmelt
Symptome einer Schimmelpilzallergie
- Niesattacken und Fließschnupfen
- Anschwellen der Schleimhäute
- Bindehautentzündung mit juckenden, geröteten Augen und erhöhter Lichtempfindlichkeit
- Husten und Atemnot
- Asthmaanfälle
Ein Schimmelpilz ist ein Geflecht aus Zellfäden, die als Hyphen bezeichnet werden. Er vermehrt sich durch Sporen, die über die Luft verbreitet werden. Treffen die Sporen auf einen geeigneten Nährboden, so keimen sie aus und bilden ihrerseits Hyphen. Die einzelnen Hyphen sind für das menschliche Auge nicht sichtbar. Erst das gesamte Geflecht und die sporenproduzierenden Fruchtkörper zeigen die typische schimmelige Färbung. Allerdings ist der Schimmelbefall auch dann nicht immer augenfällig.
Allergien durch Schimmelpilze
Zu den wichtigsten allergieauslösenden Schimmelpilzen zählen Aspergillus, Cladosporium, Penicillium und Alternaria. Eine Schimmelpilzallergie entsteht zumeist, wenn die winzigen Sporen der Schimmelpilze über die Atemluft in unseren Organismus gelangen. Das Immunsystem reagiert auf die Fremdstoffe mit Abwehrmaßnahmen, die zu den typischen Symptomen führen, die sich nicht von denen einer Pollenallergie unterscheiden: Die Nase beginnt zu laufen, die Augen tränen, es kommt zu Niesattacken und Atemnot. Aber auch der Verzehr pilzhaltiger Nahrungsmittel kann Ursache einer allergischen Reaktion sein. Diese kann sich in Form von Magen-Darm-Beschwerden, Nesselsucht oder Schwellungen der Haut und Schleimhäute äußern.
Bei Sommerallergie an Alternaria denken
Aufgrund der übereinstimmenden Symptome, vor allem mit denen einer Pollenallergie, werden die wahren Verursacher der Beschwerden jedoch häufig nicht identifiziert. So wird bei spielsweise eine Allergie gegen den Schimmelpilz Alternaria, der sich vor allem auf trockenen Pflanzen und auf Getreidekörnern breitmacht und dessen Sporen hauptsächlich im Juni und August fliegen, häufig für eine Allergie auf Gräser oder Beifuß gehalten. Denn deren Pollen sind etwa zur gleichen Zeit unterwegs.
Allergietestungen, die auch bei der Diagnose von Pollen- oder Hausstaub üblich sind, wie z. B. der Pricktest, bei dem die möglichen Auslöser der Allergie mit einer feinen Nadel oberflächlich in die Haut eingebracht werden, sowie Blutuntersuchungen können letztendlich Aufschluss darüber geben, ob eine Allergie gegen einen bestimmten Schimmelpilz vorliegt oder nicht.
Therapeutische Möglichkeiten
Studien haben gezeigt, dass Patienten mit einer Alternaria-Allergie ein deutlich erhöhtes Asthma-Risiko aufweisen.
Eine möglichst frühzeitige und exakte Diagnose ist wichtig, da z. B. Alternaria schwere Asthmaanfälle auslösen kann. Wie bei jeder Allergie lautet die erste therapeutische Maßnahme: Die Auslöser müssen gemieden werden. Das ist bei allen Allergenen, die unsere Atemluft belasten, ein schwieriges Unterfangen. Hilfreich kann es sein, wenn Patienten in einem Kalender notieren, an welchen Tagen und in welcher Umgebung die Beschwerden besonders heftig sind. So können sie möglicherweise künftig hohen Schimmelpilzkonzentrationen ausweichen. Normalerweise kommt es bei Alternaria-AIIergikern zu Symptomen, wenn mehr als 100 Sporen pro Kubikmeter Luft vorhanden sind, manche reagieren allerdings auch schon bei weit geringeren Sporenkonzentrationen. Ein Sporenflugkalender kann hierzu eine erste Orientierung geben.
Bei einer schimmelpilzbedingten Nahrungsmittelallergie muss auf allergieverdächtige Nahrungsmittel verzichtet werden. Hierbei ist zu beachten, dass auch bestimmte Fertigprodukte, z. B. Fruchtsäfte, Tomatenketchup, Gewürz- und Kräutermischungen Pilzsporen enthalten können. Außerdem sind in manchen Nahrungsmitteln Schimmelpilze in natürlicher Form enthalten oder werden zur Veredelung und Haltbarmachung zugeführt. So z. B. in bestimmten Käsesorten, Joghurtprodukten, gepökeltem Fleisch und alkoholischen Getränken.
Neben Medikamenten, mit deren Hilfe die Allergiesymptome gelindert werden, bietet die Hyposensibilisierung (spezifische lmmuntherapie) die beste Behandlungsmöglichkeit. Dabei wird das Immunsystem durch die regelmäßige Injektion von Allergenpräparaten unempfindlich gemacht. Diese ursächliche Behandlung wird seit langem erfolgreich gegen Allergien auf Pollen oder Hausstaubmilben eingesetzt und kann auch bei einer Schimmelpilzallergie erfolgreich sein.
Weil Schimmelpilzsporen so weit verbreitet sind, kann man den Allergieauslösern kaum aus dem Wege gehen. Die höchsten Sporenkonzentrationen in der Luft werden von Mai bis in den Spätsommer gemessen. Viele Allergiker leiden allerdings das ganze Jahr über, da sich der Schimmelpilz auch in Wohnungen, z. B. auf Textilien, Tapeten, im Hausstaub, auf Blumenerde oder Lebensmitteln, ausbreitet.
So können Schimmelpilzallergiker die Sporenbelastung gering halten
- Bei starkem Sporenflug den Aufenthalt im Freien meiden
- Auf Gartenarbeit verzichten, insbesondere keinen Rasen mähen und kein Obst ernten
- Nicht in der Nähe von Kompost aufhalten
- Bei der Lagerung und Zubereitung von Nahrungsmitteln besondere Hygienemaßnahmen beachten
- Lebensmittel kühl lagern und frisch zubereiten
- Küchenabfälle sofort entsorgen
- Lassen Sie möglichst keine Haustiere in den Schlafbereich.
- Früchte vor dem Verzehr schälen
- Kochutensilien sauber halten
- Zimmerpflanzen insbesondere aus dem Schlafbereich entfernen
Darüber hinaus wird zur Reduzierung der Schimmelpilzbelastung in Wohnräumen empfohlen
- Regelmäßig lüften,
- Für eine möglichst gleichbleibende Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 50 Prozent sorgen
- Regelmäßig kontrollieren, ob sich Stockflecken hinter Schränken, Kacheln oder Verkleidungen gebildet haben
- Auf Luftbefeuchter an Heizkörpern verzichten